Studentengeschichte

Aus Tillysburg

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A. Mittelalterliches Studententum

1. Entstehung der Universitäten


Die ersten Universitäten waren das Ergebnis der Scholastik und der Überwindung des scheinbaren Gegensatzes zwischen geistlichem und weltlichem Wissen. Bis zu diesem Zeitpunkt war die Vermittlung höherer Bildung den Kloster- und Domschulen vorbehalten.

Die ersten Universitäten des Abendlandes waren Bologna (1088) und Paris (um 1150), besonders letztere erlangte Vorbildwirkung für alle späteren Gründungen.

Um Studenten anzulocken und sie vor den Gefahren des mittelalterlichen Lebens zu schützen, wurden den Universitäten und ihren Angehörigen Privilegien eingeräumt, welche als „akademische Freiheit“ zusammengefasst werden (Schutz am Universitätsort, Gerichtsbarkeit obliegt den Lehrenden). Zu diesen Privilegien gehörte auch die Erlangung eines persönlichen (unvererblichen) Adelstitel mit dem Erreichen des Doktorates.

Darin war auch das Recht enthalten, eine Waffe zu tragen. In Vorwegnahme des, von den meisten ohnehin nie erreichten, Studienabschlusses nahmen aber schon die Studenten diese Rechte für sich in Anspruch, wodurch sich das studentische Waffentragen als besonderes Standesabzeichen entwickelt hat.

Nach dem Pariser Vorbild stiftete Kaiser Karl IV. die erste Universität des deutschen Sprachraumes 1348 in Prag, 1365 erfolgte in Wien die Gründung der Alma mater Rudolphina durch Herzog Rudolf IV. „dem Stifter“. Sie ist somit die älteste deutschsprachige, noch bestehende Universität.

Zu erwähnen ist Einteilung der akademischen Grade Baccalaurens, Magister und Doktor, wobei es allerdings noch keine strikte Trennung zwischen schulischer und akademischer Ausbildung gab, sodaß die Aufnahme in die Universität meist schon mit 14 Jahren erfolgte.


2. Die Nationes

Da sich an den wenigen Hochschulen viele Studenten aus den verschiedensten Teilen Europas wiederfanden, lag ein Zusammenschluß zu Schutzbündnissen auf landsmannschaftlicher Grundlage sehr nahe. Diese sogenannten Nationes wurden schließlich zur offiziellen Gliederung der Studentenschaft und hatten besondere Befugnisse, wie zB ein Stimmrecht bei der Wahl des Rektors. Es war jeder Student verpflichtet einer der unterschiedlichen Nationes beizutreten (Pflichtmitgliedschaft). Der Name einer Nation stand meist nur für die Himmelsrichtung, aus der die Studenten kamen. So gehörten zur deutschen Nation, der „natio anglicorum“ an der Universität Paris (ab 1442 „natio germanicorum“) auch Engländer, Skandinavier, Ungarn und Slowenen an. Von den deutschsprachigen Universitäten hatten nur Prag, Wien und Leipzig eine Nationsgliederung welche allerdings stetig an Bedeutung verlor. Die nur noch als wohltätige Vereine bestehenden letzten Nationes wurden 1830 in Leipzig und 1849 in Wien aufgelöst. Sie hatten nur noch am Papier bestanden.


3. Die Bursen

Während die Nationen universitäts-offizielle studentische Vereinigungen waren, bildete sich zur selben Zeit eine neue Form des Zusammenschlusses von Studenten: die Bursen.

Sie lösten die Unterbringungsprobleme für die Scholaren (Studenten), neben ihrer Funktion als Wohnheim waren sie aber auch eine soziale Einrichtung. Diese Wohn-, Eß- und Lerngemeinschaft wurde von einem Magister regens geführt, es herrschte ein streng geregeltes Leben nach Art der geistlichen Orden. Die jeweils rund 20 Bewohner hatten in eine gemeinsame Börse einzuzahlen, aus welcher dann die Kosten bestritten wurden. Von dieser „Börse“ leiten sich die Begriffe „Burse“, „Bursch“ (von bursarii) sowie das „bürsteln“ für trinken ab.

Die Burse war der Mittelpunkt im Leben des spätmittelalterlichen Studenten, der eigentliche Hochschulbetrieb war hingegen noch sehr ungeregelt: die Lehrveranstaltungen fanden in öffentlichen Gebäuden, in den Wohnungen der Professoren oder im Bursenhaus statt.

Wie auch die Nationes waren die Bursen landsmannschaftlich organisiert, da sie oft Stiftungen reicher Bürger für ihre studierenden Landsleute waren. Die in den Bursen vorherrschende straffe Disziplin (nach Art der geistlichen Orden) erzeugte eine Gegenbewegung, die sich in einem ausschweifendem Studentenleben und einem barbarischen Aufnahmeritual, der sogenannten Deposition äußerte.

Während in deutschen Landen die Bursen mit dem Aufkommen des Humanismus infolge ihrer Erstarrung als Relikt des Mittelalters untergingen, entwickelten sich die französischen und britischen Bursen zu eigenen Hochschulen weiter. Aus der von Robert von Sorbon gegründeten Burse „collegium Sorbonicum“ entstand die Pariser Sorbonne, aus den Bursen in Oxford und Cambrigde entstanden die bekannten Colleges.


B. Reformation und Gegenreformation

Die Neuen Nationes

Die nun entstehenden Zusammenschlüsse der Studenten wurden Neuen Nationen oder auch (ältere) Landsmannschaften genannt. Im Unterschied zu den Nationes früherer Prägung waren sie keine universitären Einrichtungen, sondern autonome, sich selbst verwaltende, kleine Gemeinschaften zum Schutz und zur Hilfe für Studierende als auch eine Interessensvertretung gegenüber der Professorenschaft. Neben dem Freiraum, der durch das Wegfallen der strengen Bestimmungen der Bursen wieder gewonnen werden konnte, war nun auch erstmals die Erziehung der Mitglieder eine der zentralen Aufgaben der älteren Landsmannschaften. Die nun dem Studio anstehenden Tugenden waren Ehrbarkeit und Bescheidenheit.

Die auch Nationalkollegien genannten neuen Nationen verbanden die letzten Reste des mittelalterlichen Studententums mit den neuen, fortschrittlichen Gedanken des aufkeimenden Humanismus. Erstmals trafen die Mitglieder zu Conventen zusammen. Der Senior war das ausführende Organ (Exekutive) und vertrat die Verbindung am Seniorenconvent des Universitätsortes. Streitigkeiten wurden durch eine eigene Schlichtung geregelt. Auch die Aufteilung in Vollmitglieder (Burschen oder Agierer oder Schoristen genannt) und vorläufigen Mitgliedern (Füxe und Pennale) wurde schon getroffen und war dem Novizentum der Orden bzw. dem zünftigen System der Handwerker abgeschaut. Das Territorialprinzips (Verbindungen nach Nationalität) wurde streng eingehalten.

Schon vor und vor allem während des 30jährigen Krieges wurde das Tragen von Waffen, Trachten und (Landes-)Farben zunehmend zur Tradition. Durch den Sittenverfall des Krieges wurde, ähnlich der Gegenbewegung zur Zeit der Bursen, das Leben der Studenten zunehmend chaotischer und gefährlicher. Der Umgang mit den Füxen wurde brutaler und sie mussten sogar mit ihrem Vermögen und Eigentum den „bemoosten“ Burschenhäuptern zu Dienste stehen.

Besonders das Schikanieren der Füxe, der sogenannte Pennalismus, griff wüst um sich. Während die Deposition nach dem Untergang der Bursen nun ein offizieller Akt zur Aufnahme der Studierenden an die Universität war, war der Pennalismus eine Art fortgesetzter Deposition und Quälerei, um nach der Absolution endlich als vollwertiger Student zu gelten. Die Fuxenzeit ist in stark abgeschwächter Form als ein Nachfolger des Pennaljahres zu sehen. In Wien gab es als katholische Universität keinen Pennalismus (im Gegensatz zu den protestantischen Universitäten).

Um 1650 wurde der erste Comment erstellt um das wüste Sichausleben der Studenten in den Griff zu bekommen.

Die Universitäten und der Reichstag bekämpften diese Unsitte und mit ihr die neuen Nationes, welche bald in die Bedeutungslosigkeit gedrängt wurden. Gegen 1670 ist das Pennalwesen allgemein verschwunden. Dennoch bestanden einige Neue Nationes weiter, so zB die Lausitzer Predigerschaft „Sorabia“ von 1716, die sogar bis heute noch besteht.

2. Die Kränzchen

Oft führte jedoch auch der äußere Druck der Obrigkeit zu einem inneren Wandel. So bildeten sich gegen Ende des 18. Jahrhunderts engere Gemeinschaften aus den älteren Landsmannschaften heraus, die sogenannten Kränzchen. Sie übernahmen die straffe Organisation und das Prinzip der Freundschaft, lehnten aber den Trinkzwang ab und betonten die persönliche Bindung.


C. Aufklärung und Restauration

1. Die studentischen Orden

Nach dem Vorbild von Freimaurerlogen entstanden zur selben Zeit studentischen Orden, oftmals als geheime, innere Zirkel innerhalb der älteren Landsmannschaften. Das wesentlich Neue ist die strenge Abgeschlossenheit Nichtmitgliedern gegenüber und der Charakter eines Geheimbundes. Die Ordensmitglieder wollten der bessere Teil der Studentenschaft sein. Das landsmannschaftliche Prinzip wurde zugungsten eines lebenslangen Freundschaftsprinzips zurückgedrängt, zum erstenmal dauerte also die Mitgliedschaft zu einer studentischen Vereinigung bis zum Lebensende.

Äußeres Zeichen war ein Ordenskreuz, das an einem Band getragen wurde (möglicher Vorläufer des Burschenbandes). Der Zirkel, Chargenabzeichen, Riten (dreimaliges Einschlagen) und Wappen wurden von den Freimaurern übernommen. Die Anrede war „Bruder“. Eine engere Bindung zwischen Orden und Freimaurer-Logen gab es allerdings nicht, lediglich die äußeren Formen wurden übernommen und flossen somit in die couleurstudentischen Sitten mit ein.

Die vier größten Ordensbünde waren die Amicisten (gegründet 1746), Unitisten, Konstatisten und die Harmonisten, welche alle in den verschiedenen Hochschulorten ihre Logen hatten. In Wien bestand um 1788 eine Amicistenloge.

Im Zuge der Aufnahme der Ideale der französischen Revolution wurden 1793 studentische Orden in allen deutschen Ländern verboten. Der letzte Orden wurde 1812 in Wittenberg aufgelöst. Trotz der kurzen Zeit ihres Bestehens prägten die Orden das studentische Verbindungswesen bis heute maßgeblich mit; sowohl durch ihre Formen als auch durch ihre Inhalte.

Ältere Landsmannschaften, Kränzchen und Orden lebten nebeneinander, überlagerten sich oder waren auch verfeindet.

Seit diesem Zeitpunkt tragen alle Verbindungen nachfolgende Merkmale:

1.) Brüderlichkeit und Treue 2.) Freiheit und Ehre 3.) Abwendung vom bloßen Zweck- und Nützlichkeitsdenken 4.) Bewährung in sittlicher, geistlicher und körperlichen Hinsicht 5.) Erziehung zur Persönlichkeit und Gemeinschaft 6.) Bewahrung einer eigenen Lebensform und eines Brauchtums


2. Die Marianische Kongregation

Im katholischen süddeutschen Raum entwickelte sich seit der Reformation eine, von Jesuiten gegründete Marianische Kongregation, die zwar sehr eng mit der Kirche verbunden war, aber ein genauso lebenslustiges Studententum wie im protestantischen Deutschland mit seinen Landsmannschaften entwickelte.


3. Die Corps

In bewusster Ablehnung der politisierten Orden bildeten sich die unpolitischen Landsmannschaften, die älteste noch bestehende ist Onoldia Erlangen, gegründet 1798 (Wahlspruch: „Ewigkeit geschwor’ nen Eiden!“). Da der Name „Landsmannschaft“ den Behörden immer noch verdächtig erschien, bürgerte sich ab 1810 immer mehr die Bezeichnung „Corps“ (C!) ein.

Mit ihnen entstand nun ein Typ eines Freundesbundes, der zum ersten Mal die Form einer „modernen“ Korporation hatte und somit alle weiteren Verbindungsgründungen stark beeinflusste. Das Corpswesen ist das älteste, das sich durchgesetzt hat und bis heute besteht. Das Corps wurde zum Inbegriff einer noblen, traditionsbewussten und elitären Studentenverbindung und als selbst Kronprinz Wilhelm der Borussia Bonn beitrat, war an der dominierenden Stellung nicht mehr zu rütteln.

Ab Mitte des 19. Jahrhundert betonten die Corps, seit 1848 zusammengeschlossen im Kösener Senioren-Convents-Verband (KSCV), stark ihre aristokratische Linie, gekennzeichnet durch die Ablehnung konfessioneller und Parteipolitischer Bestrebungen, Hochhaltung des Comments, Tragen von Farben (zwei- bzw dreifärbige Bänder und Deckel), unbedingter Mensurzwang und Lebensbundprinzip.

Oberstes Prinzip war und ist jedoch die Toleranz gegenüber Konfessionen und politischer Meinung. Die Corps wollten primär den Studenten formen, während, wie sogleich beleuchtet, die Burschenschaften die deutsche Einigungsbewegung tragen wollten und die katholischen Verbindungen ihrem Glauben zur Durchsetzung auf akademischem Boden verhelfen wollten.

Oft genug war jedoch die Folge dieser Überzeugung der Corps ein Erstarren in Förmlichkeiten und eine überhebliche Blasiertheit anderen Korporationsformen gegenüber. Der KSCV hat heute 102 Corps mit rund 17.600 Mitgliedern in Deutschland und Österreich.


4. DieBurschenschaften

Der Freiheitskampf des deutschen Volkes gegen die französische Fremdherrschaft mobilisierte neue Kräfte in der Studentenschaft und gab der Entwicklung des Verbindungswesen einen ganz neuen Anstoß. Ein nationaler und patriotische Geist zog bei den Studenten ein, sodaß sich am 12. Juni 1815 die Jenaer Landsmannschaften zur „Burschenschaft“ (B!) vereinigte (Wahlspruch: „Ehre, Freiheit, Vaterland!“). Sie wird auch als „Urburschenschaft“ bezeichnet und verstand sich nicht als Verbindung, sonder als Zusammenschluß der Gesamtheit aller Studenten, etwa vergleichbar mit der ÖH. Sie lehnte das alte studentische Brauchtum ab und bekannte sich anfangs noch zu christlich-vaterländischen Idealen.

Am 18. Oktober 1817 fand in Erinnerung an die Völkerschlacht bei Leipzig und an das 300-jährige Reformationsjubiläum das sogenannte „Wartburgfest“ mit mehr als 500 Studenten statt. Es wurde zu einem Aufbruch der nationalen Bewegung, was man schon an der Übernahme der burschenschaftlichen Farben Schwarz-Rot-Gold durch die gesamte Bewegung sieht.

Die nationalen, demokratischen und politischen Bestrebungen, verbunden mit einem starken Einigungswillen, erregten den Argwohn der Obrigkeit des beginnenden Spitzelstaates Metternichs. Die Ermordung des angeblich deutschlandfeindlichen Dichters August von Kotzebue durch den Burschenschafter Karl Ludwig Sand im Jahre 1819 bot nun die Gelegenheit, mittels der sogenannten Karlsbader Beschlüsse alle Burschenschaften für aufgelöst zu erklären. (Vgl. das Lied „Wir hatten gebauet“)

Durch dieses Verbot profitierten die anderen Korporationsformen, besonders die Corps konnten ihr verlorenes Terrain wieder gut machen.

Trotz aller Widrigkeiten bestand der burschenschaftliche Gedanke weiter, so wurde 1827 die (1818 gegründete) Allgemeine Deutsche Burschenschaft geheim wiedererrichtet. Innerhalb derselben gab es nun aber Streit zwischen zwei Richtungen: Während die Arminia Erlangen christlich-vaterländisch dachten, und friedliche Mittel bevorzugten, war die Germania Erlangen radikal-national und lehnten religiöse Bindungen ab. Mit dem Durchsetzen der Germanen ließ die Burschenschaft von jedem religiösen Geist ab und schuf ein Vakuum, das später von den konfessionellen, besonders katholischen Korporationen ausgefüllt wurde.

Nach einer kurzen Phase der Einigkeit in der Studentenschaft während er Revolution 1848, welche maßgeblich von Studenten aller Richtungen mitgetragen wurde, begann rasch ein Prozeß der Aufsplitterung.

Die Burschenschaften hatten die Idee der Einheit der Studentenschaft aufgegeben und übernahmen das alte, von den Corps überlieferte, studentische Brauchtum (Farbentragen, unbedingte Satisfaktion, Bestimmungsmensur). 1881 erfolgte schließlich der Zusammenschluß zum Allgemeinen Deputierten Convent (ADC), der sich 1902 in Deutsche Burschenschaft (DB) umbenannte. Heute hat die DB 127 Verbindungen mit rund 22.400 Mitgliedern. Die 16 österreichischen Burschenschaften gehören entweder DB, DBÖ oder beiden an.


5. Die (neuen) Landsmannschaften

In den vierziger Jahren des 19. Jahrhunderts bildeten sich wieder Vereinigungen mit dem Namen Landsmannschaft (L!), alle davor bestehenden Landsmannschaften hatten sich in Corps umgewandelt oder waren in der Burschenschaft aufgegangen. Diese neuen Landsmannschaften lehnten die aristokratische Linie der Corps ab und betonten die Gleichberechtigung aller Studenten, sowie das, von den Corps aufgegebene, landsmannschaftliche Prinzip.

Sie sind farbentragend und geben Satisfaktion. Der 1951 gemeinsam mit den Turnerschaften (T!) gegründete Coburger Convent (CC) hat 104 Verbindungen mit rund 14.000 Mitgliedern. In Österreich sind vier Landsmannschaften bzw Turnerschaften im ÖLTC zusammengeschlossen.

Turnerschaften zählen wie Sängerschaften zu den Verbindungen mit Sonderbestrebungen des 19. Jahrhunderts, letztere sind in der Deutschen Sängerschaft zusammengeschlossen. Die DS hat 28 Verbindungen mit rund 4.100 Mitgliedern. Weiters gab und gibt es Jagdverbindungen, Ruder- und Fliegerkorporationen.


6. Die konfessionellen Verbindungen

Die christlichen Ideale, die sich in der Urburschenschaft noch gezeigt hatten, fanden nach dem Sieg der Germania Erlangen innerhalb der Burschenschaft keine Pflege mehr. Die deutsche nationale Bewegung war latent bis offen kirchenfeindlich, weswegen christliche Studenten bald eigene, prononciert konfessionelle Verbindungen gründeten. Diese nahmen nach und nach altes studentisches Brauchtum, wie Band und Mütze sowie Comment an.

1836 konnte sich die protestantische Uttenruthia (Theologenverbindung) in Erlangen konstituieren (benannt nach einem Ort in der Nähe von Erlangen). Sie war auch Katholiken zugänglich und wurde somit zur ersten christlichen Hochschulverbindung. Sie wurde auch als Weiterentwicklung der Urburschenschaft auf christlicher Ebene angesehen und war Gründungsmitglied des Schwarzburg-Bundes 1887. 1841 entstand mit dem Schweizerischen Studenten Verein (SchwStV) der erste katholische Verband. Er trug jedoch noch keine Farben und nahm auch Protestanten auf. Erst 1873 wurde das Katholizitätsprinzip verankert und Farben angenommen. Nach dem Vorbild der Uttenruthia wurden auch in Bonn und Halle ähnliche Verbindungen gegründet und aus dem Bonner Verband ging 1844 der Wingolf-Bund hervor.

Diese christliche Richtung vermied es jedoch, mit den übrigen Korporationen einen Konkurrenzkampf zu beginnen. Erst die katholischen Verbindungen entwickelten sich zu Kampforganisationen, die dem katholischen Glauben auf dem schon überwiegend liberal – atheistisch eingestellten universitären Boden zu neuer Geltung verhelfen sollte.

Mit der Ausstellung des „Heiligen Rocks“ 1844 in Trier wurde das katholische Verbandswesen in Deutschland entscheidend gestärkt. Die katholische Studentenverbindung Bavaria wurde von 7 Studenten in Bonn gegründet und ist somit die älteste CV-Verbindung. Aus den sechs, sich danach konstituierenden Studentenvereinen wurde die Bonner Union. Die Union hatte zwar nicht lange bestand, war aber die Initialzündung zur Gründung von katholischen Verbindungen. Bis 1863 wurden die drei grossen katholischen Verbände Unitas (überkonfessionell), Kartellverband kath. dt. Studentenvereine (nicht farbentragend) und Cartellverband d. kath. dt. Studentenverbindungen gegründet.

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